Samstag, 6. März 2021

Kristina liest ... "Paris 2119"

Die Welt in 100 Jahren 

Wie wird sie aussehen, die Welt in 100 Jahren? Einen nicht ganz unrealistischen Vorgeschmack erhalten wir in "Paris 2119": Teleportation statt Reisen per Flugzeug oder Bahn, Facescanning anstelle von Ausweisen, Nanochips mit einer Bandbreite an Möglichkeiten und vieles mehr.

Wir begleiten den Lederjacke tragenden Tristan Keys durch das futuristische Paris und bekommen einen ersten Eindruck von der neuen Gegenwart: Die Luft muss gereinigt werden? Kein Problem, es wird in ausgewiesenen Bereichen regnen. Der Zoo ist weit weg? Unternehmen arbeiten bereits an einem "Zoo für Zuhause", der naturgetreue Tier-Hologramme in die eigenen Wände bringt. Den Möglichkeiten scheint keine Grenze gesetzt zu sein.

Was für einige von uns nach einem erschwinglichen Luxus für alle klingt, ist für unseren Protagonisten nicht mehr authentisch. Er bevorzugt die heruntergekommene Metro, sehnt sich nach Abschieden auf dem Bahnsteig und wird dafür von seiner Freundin Chloé als "Romantiker" belächelt. Sie stattdessen teleportiert sich beispielsweise via einer Kabine der Firma Transcore von Paris nach Peking innerhalb von Sekunden, um bei einem Meeting "vor Ort" sein zu können.

Natur und Technik - ein Zusammenspiel ohne Folgen?

Der Klimawandel ist dank des Fortschritts keine Bedrohung für die Menschen mehr - oder so zumindest wirkt es. Doch auch in dieser vermeintlich idealen Welt scheint etwas gewaltig aus dem Gleichgewicht zu fallen: Woher kommen die gestört wirkenden, lethargischen Menschen? Wieso kommen sie Tristan so bekannt vor? Und warum erkennt Chloé ihren Freund nicht mehr?

Als er beginnt, Fragen zu stellen und nach Antworten zu suchen, nimmt das Gefühl der Bedrohung immer weiter zu. Aber wie soll man in einer Welt, in der jeder innerhalb von Sekunden gescannt und identifiziert wird, untertauchen?

  

Fazit: Atmosphärische Dystopie mit eindrucksvollen Bildern

Als ich die erste Seite aufgeschlagen habe, wurde ich in eine neue, aber merkwürdig bekannte Welt hineingesogen. Das Paris der Zukunft ist leicht zugänglich, durch die düstere Farbgebung und starken Zeichnungen geht man förmlich den Schritt durch die Straßen, als wäre man sie selbst schon hundert Mal gelaufen. Die geradlinige Erzählung erscheint an manchen Stellen vorhersehbar und berechnend, verliert dadurch aber nur wenig an Spannung, die gegen Ende in einem klassischen Cliffhanger resultiert und Vorfreude auf den nächsten Band macht. Das Concept Art am Ende des Titels gewährt spannende Einblicke in die Entstehung von "Paris 2119".

Freunde von Dystopien werden mit diesem Werk neue sowie bekannte, klassische Elemente entdecken, aber auch mit der immerwährenden Frage konfrontiert werden: Welchen Preis zahlt die Menschheit für eine vermeintlich ideale und umweltfreundliche Zukunft?

 

Wertung: 4 / 5

Abzug gibt es an dieser Stelle aufgrund der teils vorhersehbaren, geradlinigen Storyline.
   

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen