Mittwoch, 3. Februar 2021

David liest 1... Little Bird - Der Kampf um Elders Hope



Kanada wird von der neuen, fanatisch religiösen amerikanischen Regierung besetzt. Die USA haben sich in dieser Endzeitvision zu einem diktatorischen Religionsstaat entwickelt in der Genmanipulation an der Tagesordnung ist. Unter dem Vorwand missionarischer Expansion wird das nordamerikanische Nachbarland auf das brutalste Unterdrückt und deren Ressourcen ausgebeutet.
Die aufstrebende Rebellion wird zunächst vernichtend geschlagen und Little Bird, die Tochter der Rebellenanführerin, zieht los um einen legendären Krieger zu befreien. Beide ausgestattet mit dem Unsterblichkeits-Gen, bereit die Aggressoren zurückzuschlagen.


Vorweg, diese Graphic Novel kann meine hohen Erwartungen leider nicht erfüllen. Das macht den Comic nicht unbedingt schlecht - aber es ist kompliziert.
Die parallel zu Faschismus, das erstarken der religiösen Rechten weißen zwar erschreckende Parallel zur heutigen Zeit auf. Krieg als Mittel zur Steigerung der wirtschaftlichen Macht und moralische Argumente zur Verschleierung eigener Interessen sind nicht neu und kreativ. Das hat man alles schon mal gelesen oder gesehen. Hier kann ich den vielen Vorschusslorbeeren nicht folgen, die diese Geschichte als kreativ und innovativ beschreiben.

Wirr und blutig

Die esoterisch, spirituellen Ausflüge finde ich eher anstrengend, denn nachdenklich oder unterhaltsam. Wenn man diese nicht mag oder mit Ihnen nichts anfangen kann, erschwert das den Zugang zu diesem Comic ungemein. Allgemein kommen viele Erklärungen viel zu kurz, das World-Building passt für mich nicht.

Die Rebellen sind klischeebedingt natürlich indianerstämmig und erdverbunden (klar die Guten!). Der Krieger ein axtschwingender Barbar, der wiederum an einen Wikinger erinnert. Immer wieder werden hier Herkünfte und Mytholgien in einen Topf geworfen ohne zu differenzieren. Immer wieder stelle ich mir zudem die Frage, ob es sich um ein dystopisches Zukunftsmärchen oder doch nur um einen psychodelischen Gewaltexzess handelt. Vielleicht macht aber genau dieser Mix für viele Leser den positiven Reiz aus.

Immer wieder werden Einflüße und Bilder zusammengebracht, die Story bleibt dabei unlogisch und bildet den Rahmen für ein sich wiederholendes Massaker und Gemetzel. Diese wird hin und wieder unterbrochen durch persönliche Schicksale und ein paar nachdenklichen Passagen. Der Fokus liegt aus meiner Sicht aber mehr auf der bösen Seite. Die Charakterentwicklung bleibt dabei leider auf der Strecke und ich konnte dadurch auch kaum eine Bindung zu den Helden bzw. der Heldin aufbauen. Bei den Nebencharakteren finden sich aber immer wieder interessante Figuren, geheimnisvoll und nicht in Gut/Böse klassifizierend.

Ein optisches Meisterwerk

Die Zeichnungen hingegen finde ich äußerst gelungen und stimmig. Dieses skizzenhafte, die manchmal unvollendete Strichführung, mit vielen Linien und Punkten, kreieren einen Detailreichtum, den ich so selten gesehen habe. Für diese dreckige Welt mit Ihrer düsteren Geschichte ist das genau das richtige Stilelement und passt toll in das Konzept dieses Comics. Die klasse Kolorierung trägt zum optischen Erlebnis bei und spielt in den richtigen Momenten Ihre gezielte Farbeinsatz und -Intensität gekonnt aus.

Fazit

Visuell beeindruckend mit wenig nachhaltiger und wirrer Story.

Einen Zugang habe ich leider nicht gefunden, das mag anderen vielleicht anders ergehen. Die vielen Auszeichnungen und die positiven Kritiken haben meine Erwartungen zu hoch gesetzt - mein Comic ist es nicht geworden. Auf der anderen Seite kann ich den Reiz dieses psychodelisch, dystopischen Esoteriktrips (ein bisschen) nachvollziehen - hier hilft nur ausprobieren.


Wertung: 3/5

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